Easy-Aquarell: Der Aquarell-Malkurs
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Plein Air

Die Plein Air Malerei oder übersetzt "Freilandmalerei" erfreut sich wachsender Beliebtheit - obwohl sie gar nicht neu ist. In früheren Zeiten sind Landschaftsmaler häufig in die Natur gegangen und haben direkt vor ihrem Motiv gemalt. Fotos gab es noch nicht, so blieb den Malern nichts anderes übrig als entweder direkt vor Ort zu malen oder aus dem Gedächtnis das Bild anzufertigen. Sofern man in kleineren Formaten malt, ist das auch kein Problem. Überschreitet das Malgrund-Format jedoch eine gewisse Größe, ist es nahezu unmöglich im Freiland zu malen - einfach weil der Aufwand des Transportes der Leinwand zu hoch ist und man in freier Natur natürlich den Launen des Wetters ausgeliefert ist. Ein kleiner Skizzenblock ist da einfach schneller verstaut als eine 2 x 3m große Leinwand, wenn der Regen spontan einsetzt.

Viele Künstler nutzten irgendwann die Möglichkeiten der Fotografie, um ihre Landschaftsmotive auch im Atelier wiederzugeben. Wobei auch gesagt werden muss, dass im Zuge der Aufkommenden Fotografie die naturrealistische Malerei eher auf dem Rückzug war und statt dessen die Künstler mehr und mehr ihre Gefühle auf die Leinwand brachten - abstrahierte Objekte, farbliche Entfremdungen und geometrische Übersetzungen von realen Motiven, welche die Kunstwelt revolutionierten. Dafür musste man das Atelier in der Regel nicht verlassen.

Sicherlich war die Plein Air Malerei über die Jahre nicht in Vergessenheit geraten - lediglich reduziert vorhanden. Oder aber man malte eher im Stillen draußen vor Ort und auch hier nur Skizzen in Skizzenbücher. Seit einigen Jahren jedoch bekommt die Plein Air Malerei neuen Schwung, es entsteht geradezu ein Hype darum. Immer mehr Kurse werden als Plein Air Kurse angeboten und durchgeführt, ganze Bücher darüber geschrieben, von Webseiten ganz zu schweigen. Ganz hip ist derzeit das Urban Sketching, bei dem mit Bleistift, Fineliner, Feder, Tusche und Aquarellkasten bewaffnet diverse Kursteilnehmer die Städte bevölkern. Beliebt in der Aquarellszene sind Kurse zu Stadtansichten, bei denen meist mit etwas mehr Equipment an den Start gegangen wird. 

Eine feine Sache! Mal raus aus dem Atelier oder Wohnzimmer und raus in die Natur oder Stadt, wo man mitten drin sitzt im pulsierenden Leben. Es ist jedoch nicht Jedermanns Sache, denn es gibt auch Nachteile. Man muss damit leben können, dass schaulustige Passanten ihre Kommentare (positive wie auch negative) zum entstehenden Werk abgeben. Kommentare wie "aber das sieht ja gar nicht in echt so aus!", "die Laterne steht doch ganz woanders" oder "das könnte ja ich sogar besser" können einem dünnhäutigen Menschen die Plein Air Malerei durchaus schon mal madig machen. Hilfreich ist es, wenn man in einer Gruppe unterwegs ist, da man hier noch einen gewissen Rückhalt von seinen Mitmalern hat. Ist man alleine unterwegs, kann man sich Kopfhörer aufsetzen und Musik beim Malen hören. So entgeht man nervenden Kommentaren und wird in der Regel auch nicht direkt angesprochen. Vielleicht hilft es zudem daran zu denken, dass die meisten Passanten keine Ahnung von Malerei haben und sich durch ihre Kommentare nur wichtig machen, mitreden wollen. Man sollte hier unbedingt selbstbewusst sein, sich selbst treu bleiben und zu dem stehen, was man tut - egal ob man das Gesehene nun realistisch abbildet oder verfremdet.

Doch nun zu den Materialien, die in der Plein Air Malerei hilfreich sind.

Zunächst einmal sollte man sich dem Wetter entsprechend kleiden. Wichtig vor allem an sonnigen Sommertagen sind eine Kopfbedeckung, Sonnencreme und viel Trinkwasser, das nicht nur zum Auswaschen der Pinsel verwendet werden sollte, sondern vor allem um selbst nicht zu dehydrieren. Für den kleinen Hunger zwischendrin empfiehlt sich ein Snack in einer Brotdose o.ä.. In Innenstädten sind jedoch meist Restaurants, Cafés und Imbiss-Buden in der Nähe, wo man sich versorgen kann. Ist man in kälteren Jahreszeiten unterwegs, sind warme Kleidung, Handschuhe und eventuell sogar eine leichte Microfleece-Decke sinnvoll (und eine kleine Thermoskanne mit Tee/Kaffee). Bei starkem Regen hilft meist nur, sich einen trockenen Platz zu suchen, vielleicht unter einem Schirm eines Cafés oder in überdachten Ladenzeilen. 

Da man in der Regel über einen längeren Zeitraum (2-3 Stunden oder länger) vor einem Motiv sitzen wird, wenn man vor hat ein komplettes Bild zu malen, ist es ratsam sich einen bequemen Campingstuhl oder Dreibein-Hocker einzupacken. Malt man in ein Skizzenbuch oder auf einem kleinen Block ist dies als "Möbel" absolut ausreichend. Malt man jedoch auf größeren Blöcken oder sogar full sheet (56x76cm Blatt), sollte man unbedingt noch einen Tischersatz haben. Es gibt spezielle faltbare Aquarell-Staffeleien, auf denen man die Malfläche fast flach kippen kann. Sie sind meist jedoch recht teuer, haben aber den Vorteil, dass man immer wieder neu entscheiden kann, ob man im Stehen oder im Sitzen malen möchte. Als günstige Alternative bietet sich ein faltbarer Karton an oder ein weiterer Klapphocker, was jedoch das Im-Stehen-Malen ausschließt.

Ich persönlich habe einen Rucksack mit integriertem Klapphocker. Im Rucksack transportiere ich meine Malsachen und den Hocker verwende ich vor Ort als Tischersatz. Hierauf lege ich ein leichtes Holzbrett mit festgeklemmten Papier oder den Block und kann so bequem im Sitzen malen. 

Im folgenden eine kleine Liste der Malutensilien, die ich selbst beim Plein Air Malen dabei habe:

  • Wasserflasche mit Leitungswasser (0,5l)
  • kleiner, faltbarer Wasserbecher zum Pinselwaschen
  • kleine Spritzflasche gefüllt mit Wasser
  • Klapp-Palette aus Kunststoff mit Tubenfarben (manchmal sogar meine große Atelierpalette)
  • ein paar Aquarellfarben-Tuben zum Nachfüllen
  • kleine Auswahl an wasservermalbaren Aquarellstiften/-kreiden
  • Weiße und schwarze Tusche
  • Fineliner 0.1+0.5
  • Bleistift HB/2B
  • Knetradierer
  • Mappe mit einer kleinen Auswahl von Pinseln (Lasur flach 50mm, Rund 30, Easy-Aquarellpinsel 12, Schlepper 3+6)
  • Wassertankpinsel
  • alte Zahnbürste
  • Bambusfeder
  • Salz (kleines Döschen)
  • Alkohol (kleines Fläschchen mit Pipette)
  • Skizzenbuch/-block
  • Aquarellblock feinkörnig 30x40cm 
  • Mappe mit Tragegurt (beinhaltet Holzplatte und Papierbögen 56x76cm)
  • Klammern (zum Festklammern des Papiers)
  • Lappen und/oder Taschentücher

Man kann die Liste natürlich nach Belieben erweitern oder reduzieren. Das kommt immer auf die persönliche Malweise an. Alvaro Castagnet z.B. hat immer noch einen Fön dabei und geht zwischendurch mal in einen Laden und fragt nach einer Steckdose. Malt man Plein Air generell nur im kleinen Format oder Skizzenbuch, erübrigt sich die Mappe mit Tragegurt und ein zweiter Hocker. 

Ich kenne ein paar Freitzeitmaler, die - egal wohin sie gehen - immer eine Mini- (oder fast schon Micro-)Ausrüstung dabei haben. Hier reicht ein Mini-Aquarellskizzenbuch in A6, ein Druckbleistift mit integriertem Radierer, ein Wassertankpinsel und ein Mini-Aquarellkasten (meist sogar selbst gebastelt aus Bonbondöschen o.ä.). Ein sehr reduziertes Set, aber praktisch, weil es in jede Jackentasche passt und man auch spontan mal etwas Interessantes skizzieren kann.

Mitnehmen kann man also alles, was das Herz begehrt - sollte jedoch darauf achten, dass die Ausrüstung nicht zu schwer wird und praktikabel zu transportieren ist, da man auch oft weitere Strecken zu Fuß zurücklegen muss. Schnell kommt man an seine Grenzen, wenn das Material ein bestimmtes Gewicht überschreitet oder zu sperrig ist. In einem Kurs habe ich eine Maler-Kollegin getroffen, die ihre Malsachen in einem Trolley transportiert. Das schont den Rücken, wenn man in Städten unterwegs ist. In offenem Gelände ist dieser jedoch eher unpraktisch, wo unbefestigte (oder gar keine) Wege existieren. Dies sollte man bei der Wahl der Ausrüstung bedenken.

Zum Schluss möchte ich noch betonen, dass es ein ganz anderes und spezielles Malgefühl ist, außerhalb der Komfortzone des Ateliers/Wohnzimmers/Arbeitszimmers zu malen. Es ist spannend und aufregend, weil man alleine schon vom Wetter her oft nicht weiß, was einen erwartet. Es kann frustrierend sein, wenn die Farbe bei Hitze zu schnell (oder bei Kälte zu langsam) trocknet. Manchmal fliegt ein Blatt auf noch nasse Farbe oder ein Vogel hinterlässt unangenehme Spuren. Man muss mit gaffenden Personen umgehen, sein Werk verteidigen, vielleicht auch zwischendurch den Standort wechseln, weil ein plötzlich parkender Bus die Sicht versperrt. Aber man malt im Freiland immer mit allen Sinnen, denn nicht nur die Augen und Hände lassen das Bild entstehen, auch Ohren, Nase und Haut hinterlassen mit ihren Assoziationen unterbewusst eine Spur im Bild. Dadurch erhalten Plein Air gemalte Bilder eine ganz spezielle, eigene Atmosphäre. Wer diese Erfahrung noch nicht gemacht hat, sollte es unbedingt einmal ausprobieren.