Kunstverkauf an Freunde - delikates Thema

Hier könnt Ihr über alles diskutieren (und auch mal Dampf ablassen), was mit dem Thema Kunst zu tun hat.

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Raimund
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Re: Kunstverkauf an Freunde - delikates Thema

Beitrag von Raimund »

Hallo GoldSeven,

Ja da muss man sich treu bleiben und lieber nichts verkaufen als sich unter dem Wert zu verkaufen.

Ich hatte mal einen Fall wo ich auf einer Ausstellung fast 6000 Euro bekommen hätte.

Aber eben nur fast. Es war ein Mann dem gefiel das so gut das er es unbedingt haben wollte und er hatte locker das Geld. Seine Frau hat ihn dann davon überzeugt das ich kein bekannter Künstler bin und das Gemälde keinen Wertzuwachs hat dadurch. Dieser Mann hat mich ein paar Jahre lang angerufen und sich erkundigt ob es noch zu haben ist. Irgendwann wurde es mir zu blöd und ich habe ihm gesagt, das es für ihn nicht mehr zu haben ist.

Das Bild hat mich auch 160 Stunden Arbeit gekostet bei der Größe von 1,7 m auf 2,3 m.
Bei so einer Größe brauchst natürlich auch jemanden der den Platz hat und das macht es schwer sowas zu verkaufen.

Lg Raimund
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GoldSeven
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Re: Kunstverkauf an Freunde - delikates Thema

Beitrag von GoldSeven »

Ja, immer sind es die Frauen, die vernünftig sind und sagen, das ist doch viel zu teuer! :lol: Ich würde mir auch kein Bild für über 300 Euro kaufen, nicht mal von John Howe... und für den müsste ich sicher ein bis zwei Nullen dranhängen.

Kleinere Sachen von Freunden, die ich bewundere, kaufe ich schon mal. Aber witzigerweise auch immer nur, wenn ich selber grade was Größeres verkauft habe und mir sagen kann, das haste dir jetzt verdient...
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Re: Kunstverkauf an Freunde - delikates Thema

Beitrag von Raimund »

Hehe das mit den Frauen hast du gesagt :)

So ist das halt wenn Männer unterm pantoffel stehen :) Wenn man selbst malt hat man ja noch mit dem gedanken zu spielen ,das könnte ich mir ja selbst auch malen. Ich habe auch ein paar Bilder so um die 5 Stück von einer Freundin die ich gekauft habe. Habe mir mal überlegt ob ich mir von thomas W. Schaller eins kaufe, aber da bist halt auch gleich etwas mehr Geld los. Finde aber seinen Stil ziehmlich gut und mag den auch als typ.

Lg Raimund
Didier
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Re: Kunstverkauf an Freunde - delikates Thema

Beitrag von Didier »

Richtig, GoldSeven, in USA, Australien und Neuseeland können die Künstler ihre Bilder zu anständigen Preisen verkaufen. Es gibt auch eine wesentlich lebhaftere Galerieszene, näher am Künstler als am Kunst-Puff-Business-Steuersparmodell-in-Zollagern-Markt.

Ich mache das ganz einfach: In einer Rechnung alle Materialien und Überschuss-Wegwerfmaterial komplett berechnen, so als würde ich beispielsweise eine Schreinerei-Kalkulation machen:Maschinenstunden, Verschnitt, Energieverbrauch, Personalkosten usw. Klassische Betriebswirtschaftliche Rechnung. Sehr teure Materialien wie Muschel- oder Blattgold, echten Ultramarin mit Zuschlag, wie übrigens alle Materialien (denn sie kosten Recherche-Zeit und so weiter). Dann seinen Stundenlohn und sonstige Betriebskosten und dann kommste auf einen Preis pro Quadrat-Dezimeter. Zack. No discussion. Egal ob Freund oder Fremder.

Achja, wenn Ihr mit Rahmen verkauft - selbst ein gescheiter Vergolder-Rahmen wird gerne mal unter den Tisch fallen gelassen, dabei kann so ein Teil, sorgfältig individuell geplant und ausgeführt, gerne mal teurer sein als das Gemälde. Wer mal in den Uffizien war und die tabernakelartigen oder möbelartigen Rahmungen gesehen hat, weiß was ich meine.

Womöglich kennt Ihr auch das dumme Geschwätz von Hausgästen, die meinen "Oh wie schön, mach doch eine Ausstellung und verkaufe". Mein Kommentar dazu: "Ja dann kauf doch Du, wenn Du so begeistert bist". Die Leute haben nach meiner Beobachtung einfach eine Meise. Sie verstehen nicht, daß ein Künstler nicht Maler-Fürst sein muss. Daß ein Künstler im Grunde so ähnlich wie ein erstklassiger Handwerker für seine Stadt oder Region einfach Lieferant für schöne Dinge ist, die man sich kauft, weil man sie schätzt.
Ich brauche keine Hunderttausende für ein Bild. Es wäre schon schön, wenn man einfach von seiner Kunst ein normales Leben ohne Luxusallüren führen könnte.
Nützt ja keinem, wenn man stockgeizige Bewunderer hat.
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Midge (Sa 10. Aug 2019, 17:23)
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Re: Kunstverkauf an Freunde - delikates Thema

Beitrag von Julas »

Ich kann mich euch nur anschließen, nicht im Hinblick auf von mir Gemaltes, aber auf Genähtes und Gebasteltes. Vielen ist noch nicht einmal der Wert des Materials klar, von Zeit und Aufwand mal ganz zu schweigen. Ich quilte gerne, aber für eine Decke liegen die Materialkosten bei vernünftigem Stoff eben nicht bei 20 Euro und ich bin auch nicht in ner Woche damit fertig. So fängt so manch einer an zu schlucken, der fragt, und dem ich dann schon mal das Material überschlage. Damit ist das Thema dann meist durch.
Zwei guten Freundinnen habe ich jeweils einen Quilt zur Hochzeit geschenkt. Das ist es mir dann wert gewesen und ich weiß, dass beide das definitiv zu schätzen wissen. Für Babys im Freundeskreis nähe ich bei guten Freunden auch mal eine Decke (weniger aufwendig) zur Geburt.
Ja mir fällt es auch schwer einzuschätzen, wie viel ich für meine Arbeit "verlangen" darf, da es ja tatsächlich auch Spaß macht und Hobby ist, aber man möchte ja trotzdem sein Werk nicht "verramschen".
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Re: Kunstverkauf an Freunde - delikates Thema

Beitrag von Midge »

Julas hat geschrieben: So 18. Aug 2019, 19:55 Ja mir fällt es auch schwer einzuschätzen, wie viel ich für meine Arbeit "verlangen" darf, da es ja tatsächlich auch Spaß macht und Hobby ist, aber man möchte ja trotzdem sein Werk nicht "verramschen".
... das impliziert, dass eine "normale" Arbeit keinen Spaß machen darf. :grinblue: Also solange es Dir Spaß macht, darfst Du nicht so viel Geld verlangen als wenn es Dir keinen Spaß macht? Aber genau das ist der Punkt: die potentiellen Käufer denken wahrscheinlich genauso. Wieso darf ein Gegenstand, bei dem man in der Herstellung Spaß hatte, nicht so viel kosten, wie ein Gegenstand der am Fließband gefertigt wurde? Es gibt doch sehr viele Leute, die ihren Job lieben, für den sie auch entsprechend bezahlt werden! Auch wenn sie nichts wirklich sichtbares herstellen. Warum wird hier unterschieden? Für mich ist es genau dasselbe! Eigentlich finde ich es sogar schlimm, wenn jemand Geld dafür bekommt, dass er etwas macht, was ihm KEINEN Spaß macht. In der Regel arbeitet diese Person nämlich dann auch viel ineffizienter und nicht so sorgfältig, wenn sie keinen Spaß an dem hat, was sie macht.

Vielleicht sollte da die Gesellschaft noch etwas umdenken...
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Re: Kunstverkauf an Freunde - delikates Thema

Beitrag von Julas »

Midge hat geschrieben: Mo 19. Aug 2019, 08:50
Julas hat geschrieben: So 18. Aug 2019, 19:55 Ja mir fällt es auch schwer einzuschätzen, wie viel ich für meine Arbeit "verlangen" darf, da es ja tatsächlich auch Spaß macht und Hobby ist, aber man möchte ja trotzdem sein Werk nicht "verramschen".
... das impliziert, dass eine "normale" Arbeit keinen Spaß machen darf. :grinblue: Also solange es Dir Spaß macht, darfst Du nicht so viel Geld verlangen als wenn es Dir keinen Spaß macht? Aber genau das ist der Punkt: die potentiellen Käufer denken wahrscheinlich genauso. Wieso darf ein Gegenstand, bei dem man in der Herstellung Spaß hatte, nicht so viel kosten, wie ein Gegenstand der am Fließband gefertigt wurde? Es gibt doch sehr viele Leute, die ihren Job lieben, für den sie auch entsprechend bezahlt werden! Auch wenn sie nichts wirklich sichtbares herstellen. Warum wird hier unterschieden? Für mich ist es genau dasselbe! Eigentlich finde ich es sogar schlimm, wenn jemand Geld dafür bekommt, dass er etwas macht, was ihm KEINEN Spaß macht. In der Regel arbeitet diese Person nämlich dann auch viel ineffizienter und nicht so sorgfältig, wenn sie keinen Spaß an dem hat, was sie macht.

Vielleicht sollte da die Gesellschaft noch etwas umdenken...
Ja ich meinte das auch eher aus der Sicht des potentiellen Käufers, der davon ausgeht, dass es Spaß macht und es deswegen nicht als "Arbeit" anerkennt. Natürlich macht es Spaß und im Idealfall wird man für Arbeit bezahlt, die einem Spaß macht - vielleicht mal mehr und mal weniger... Mir persönlich fällt es nur einfach schwer eine Zahl zu nennen, die angemessen ist.
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Re: Kunstverkauf an Freunde - delikates Thema

Beitrag von Midge »

Julas hat geschrieben: Mo 19. Aug 2019, 17:29 Mir persönlich fällt es nur einfach schwer eine Zahl zu nennen, die angemessen ist.
Ja, das verstehe ich. Ich glaube, wenn jemand nicht selbst ein kreatives Hobby hat, kann er/sie nicht abschätzen, wie viel Arbeit im Produkt steckt und wie teuer die Rohstoffe sind. Dadurch, dass heute viele Dinge in Ländern mit Billig-Löhnen hergestellt werden, sind die Leute einfach nicht gewöhnt, dass handgefertigte Produkte so teuer sein können. Aber wir Künstler/Kunsthandwerker im Westen müssen nun mal leider mit höheren Ausgaben planen als es im Osten der Fall ist. Hier ist ja alles erheblich teurer, also müssen wir auch mehr Geld für unsere handgefertigten Produkte nehmen, sonst legen wir ja noch drauf. Den Zusammenhang sehen viele einfach nicht. Wobei ich auch den Eindruck habe, dass nur die Deutschen solche "Sparfüchse" sind. In anderen europäischen Ländern wie Groß-Britannien oder Frankreich wird Handarbeit made in Europe viel mehr wertgeschätzt und auch Kunst hat einen wesentlich höheren Stellenwert als hierzulande.

Ich gehe selbst sehr gerne auf Kunsthandwerks- und Hobbykunst-Märkte. Wir kaufen hier immer unseren Jahresvorrat an handgemachten Seifen. :rollgrin: Oft ist auch etwas Getöpfertes in unseren Einkäufen dabei (Tasse, Auflaufform, Brotkasten...) und etwas Dekoratives z.B. für den Garten. Wir fragen nicht nach, warum das jetzt so teuer ist, weil zumindest ich weiß, wie viel Arbeit und Herzblut in den Produkten drin steckt.

Allerdings denke ich auch, dass die Leute gewillter sind für Gebrauchsgegenstände oder Verbrauchsgegenstände Geld auszugeben, als für reine Dekoration wie gemalte Bilder oder andere Kunstgegenstände... Die Preisfindung hier ist daher erheblich schwieriger.
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Re: Kunstverkauf an Freunde - delikates Thema

Beitrag von GoldSeven »

Midge hat geschrieben: Di 20. Aug 2019, 07:57 Allerdings denke ich auch, dass die Leute gewillter sind für Gebrauchsgegenstände oder Verbrauchsgegenstände Geld auszugeben, als für reine Dekoration wie gemalte Bilder oder andere Kunstgegenstände... Die Preisfindung hier ist daher erheblich schwieriger.
Das erfahre ich genau andersherum! Für Drucke und Originale legen meine Kunden deutlich mehr auf den Tisch als für T-shirts oder Stoffbeutel. Ein T-Shirt bekomme ich anderswo für 10-20 Euro; da sieht keiner ein, deutlich mehr dafür zu bezahlen. Aquarelle gibts nicht bei C&A, also sind die Preisvorstellungen da nicht so starr.
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Re: Kunstverkauf an Freunde - delikates Thema

Beitrag von Midge »

Das ist interessant. Aber ich schätze, es kommt einfach auf den Gebrauchsgegenstand an. T-Shirts und Taschen hat eigentlich jeder im Schrank und kann sie jahrelang nutzen im Bestfall. Seife z.B. ist irgendwann dann halt aufgebraucht, also braucht man ne neue. Tassen gehen kaputt, oft schneller als einem lieb ist. Es kommt dann immer drauf an, was einem zur Wahl gestellt wird. In Deinem Fall würde ich dann auch lieber die Drucke nehmen oder gleich ein Original. :grinblue:

Ich hab jetzt z.B. für unseren Weihnachtsmarkt am 1. Advent ein paar meiner Weihnachtsaquarelle auf Tassen drucken lassen und verkaufe sie dann dort. 6-7 € Tasse im Vergleich zu 300€ als Original - ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass eher eine Tasse weggehen wird als das Original... :lol plakat: Zumal auf Weihnachtsmärkten der Geldbeutel eher nur für Sachen unter 10 € gezückt wird - meiner Erfahrung nach. Aber Kleinvieh macht schließlich auch Mist... meine Mini-Stein-Dot-Mandalas gingen letztes Jahr jedenfalls für 5€ ganz gut über den Ladentisch.
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