Lichtechtheitstest Lutea Pflanzen-Aquarellfarben

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Midge
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Lichtechtheitstest Lutea Pflanzen-Aquarellfarben

Beitrag von Midge »

Neulich hab ich gesehen, dass an meinem Dachfenster ja noch ein Lichtechtheitstest am Laufen ist, den ich bereits völlig verdrängt hatte. Da ich Euch das Ergebnis jedoch nicht vorenthalten möchte, hier also das Ergebnis.

Ich habe mir die echt mega-teuren Pflanzen-Aquarellfarben "Lutea" gegönnt, die man bei Kremer-Pigmente kaufen kann. Mich hat einfach interessiert, ob man mit reinen Pflanzenfarben leuchtende Farben produzieren kann und ob diese auch einigermaßen lichtbeständig sind. Mir gefällt nämlich der Gedanke, dass man auch ohne viel Azo und Chemielabor aquarelltaugliche Farben produzieren kann, die nicht nur schön, sondern auch umweltverträglich sind. Die meisten herkömmlichen Farben sind es ja leider nicht, weil viele Pigmente giftig für Wasserorganismen sind (und man sie auch selbst nicht einatmen sollte).

Es sind nicht wirklich viele verschiedene Farben (12), aber wie wir ja wissen, kann man auch mit wenigen Farben stimmungsvolle Bilder malen. Vom Malverhalten unterscheiden sich die Lutea kaum von herkömmlichen Farben. Ich fand das Malen damit sehr angenehm. Die Farben sind jedoch eindeutig erdiger und neutraler als sie auf der Seite von Kremer rüberkommen. Ich habe mich noch nicht getraut, die Farben miteinander zu mischen, weil ich fürchte, dass dann am Ende noch mehr Erde bei herauskommt. Das Carminrot und Indigoblau finde ich recht ansprechend, die anderen Farben sind nicht so mein Ding. Mit den meisten Farben ist keine gleichmäßige Lasur möglich. Wer sowieso eher ausdrucksstark arbeitet, den wird das nicht weiter stören. Eine Anna Mason würde mit diesen Farben jedoch wohl eher verzweifeln.

Der Lichtechtheitstest lief etwa 1 1/2 Jahre, ich kann es nicht genau sagen, weil ich versäumt habe, das Datum drauf zu schreiben. :loch buddeln: :verlegen2: Aber ich weiß, dass ich die Farben 2016 gekauft habe und zeitnah die Streifen gemalt habe. Yellow, Light Green, Carmin und Orange sind leicht bis deutlich heller geworden (linke Seite ist die Fensterseite). Alle anderen Farben haben sich nicht signifikant verändert. Darüber bin ich doch positiv überrascht. Ich kenne es von meinen eigenen Experimenten mit selbstgemachten Pflanzenfarben, dass sie schon nach recht kurzer Zeit kaum noch sichtbar sind und/oder sie einen Farb-Shift durchlaufen. Vor allem rote Farbstoffe aus Pflanzen sind nicht sehr stabil. Deshalb habe ich die Eigenherstellung auch aufgegeben. Zuviel Aufwand für zu schlechte Ergebnisse. Daher waren die Lutea meine Hoffnung.

Mein Fazit: Die Farben sind recht nett, wenn man auf erdige Farbtöne steht. Sie sind gut zu vermalen, man muss jedoch damit leben, dass keine gleichmäßigen Lasuren möglich sind. Für Nass in Nass Effekte jedoch sicher sehr schön geeignet. Der Umweltaspekt ist natürlich ein Pluspunkt. Negativ ist der hohe Preis, der jedoch gerechtfertigt ist bei dem Aufwand, der betrieben werden muss und die Rohstoffe sind auch nicht in rauen Mengen verfügbar. Ein Pluspunkt ist die relative Stabilität der Naturfarben. Ich denke, dass da durchaus noch Luft nach oben ist. Wenn der Hersteller (scheint aus Belgien zu sein) noch ein wenig an der Konsistenz und Homogenität der Farben arbeitet und noch ein paar andere Farbnuancen anbietet, würde ich die Farben auch wieder kaufen. Aber sie wären sicherlich nur eine Ergänzung für spezielle Projekte, ersetzen jedoch nicht meine Lieblingsfarben der Konkurrenz.
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Re: Lichtechtheitstest Lutea Pflanzen-Aquarellfarben

Beitrag von Farbenspiel »

Hallo Midge,

danke, dass Du den Test zeigst. Ich hatte die Farben schonmal auf Youtube beim Spinndoktor gesehen und fand sie gleich interessant. Der Preis hat mich dann aber doch abgeschreckt.

Nur weil die Farben aus Pflanzen gemacht sind, müssen sie auch nicht sonderlich ökologisch sein. Es kommt immer sehr stark darauf an, unter welchen Bedingungen die Pflanzen gewachsen sind (z. B. beheiztes Gewächshaus?) und welche Wege sie zurück gelegt haben (Aus Südamerika importiert?). Pflanzen können auch sehr giftig und chemisch sein (Werden Abfälle fachgerecht entsorgt?)... So genug des Klugsch..ens.
Worauf ich eigentlich hinaus will: Fühle Dich nicht zu schlecht, wenn Dir die Farben nicht so zusagen ;-)

Viele Grüße

Farbenspiel
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Re: Lichtechtheitstest Lutea Pflanzen-Aquarellfarben

Beitrag von Midge »

Danke, Farbenspiel! :hug: Du hast natürlich recht, nur weil es Pflanzenfarben sind, müssen sie noch nicht ökologisch sein. Aber Erdbeerblätter wachsen auch bei uns in Europa außerhalb von Gewächshäusern. Und ich glaube, Künstlerfarben nach Bio-Siegeln herzustellen, wäre doch etwas viel verlangt und vielleicht auch ein wenig übertrieben. Es ging mir einfach nur darum, dass die Farben doch wenigstens etwas weniger synthetische Chemie enthalten und auch verträglicher für Wasserorganismen sind, was ja bei den herkömmlichen Farben in geschätzten 90% der Farbtöne nicht der Fall ist, wenn man sich die Datenblätter mal durchliest - man liest immer wieder: "schädlich für Wasserorganismen, sollte nicht eingeatmet werden" etc. Die "Pflanzenfarben" sind auch keineswegs vegan - man denke nur daran, dass das Carmin aus Cochenille-Läusen hergestellt wird... Die zwar Pflanzenschädlinge sind, aber dennoch Tiere. Sollte man sich halt auch vor Augen führen. Tut man was für's eine, ist es schlecht für's andere - so hab ich immer mehr das Gefühl. Ich kann auf Leder verzichten, muss dann aber Schuhe tragen, die aus syntetischen Materialien bestehen, die meist aus Erdöl bestehen. Ein delikates Dilemma.

Wie auch immer, ich hatte einfach auf etwas mehr Verträglichkeit beim Entsorgen und "Back to Nature" gehofft mit den Pflanzenfarben. War jedoch eben etwas enttäuscht, dass auch hier leider das eine auf die Kosten des anderen geht... Vielleicht bin ich da auch einfach zu wenig kompromissbereit...
Farbenspiel
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Re: Lichtechtheitstest Lutea Pflanzen-Aquarellfarben

Beitrag von Farbenspiel »

Ja Midge,
Du sprichst mir aus der Seele. Es ist so schwer geworden, das Richtige zu tun, weil irgendwie alles einen Haken hat.

Ich denke aber, dass man mit Aquarellfarben noch vergleichsweise harmlos unterwegs ist. Die Farben werden einfach immer genauer gekennzeichnet. Sie kommen einem dadurch giftiger vor. Tatsächlich werden sie aber immer weniger giftig. Ich denke auch, dass die Mengen, die man als Aquarellmaler an Pigmenten verbraucht so lächerlich gering sind, dass man sich eigentlich keine Gedanken zu machen braucht. (Ich mache das natürlich trotzdem, weil ich das alles auch irgendwie interessant finde :lol plakat: )

Ich glaube, wenn man sich mit den Farben, die man eh schon zu Hause hat hinsetzt und etwas malt, ist das ziemlich richtig im Vergleich zu sehr vielen anderen Dingen, die man statt dessen tun könnte. :-)

Viele Grüße

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