Motive abpausen - legitim oder ein "no go"?

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die Fremde
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Re: Motive abpausen - legitim oder ein "no go"?

Beitrag von die Fremde »

Jetzt habe ich hier alles mitverfolgt und bin doch ziemlich verunsichert.....
Bin ja auch noch Anfänger und habe es mir in der letzten Zeit so angewöhnt das ich eine Skizze, Vorzeichnung frei Hand mache und wenn ich damit zufrieden bin diese dann auf Architektenpapier übertrage. Wenn ich dann etwas falsch mache kann ich die über meine andere Zeichnung legen und sie korrigieren....hm, jetzt bin ich ziemlich verunsichert ob das jetzt geschummelt ist.....eigentlich nicht denn meine Vorzeichnung hab ich ja nicht abgepaust.
Ansonsten drucke ich mir ein Bild aus oder hab den PC vor mir und zeichne dann das Bild.
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Midge
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Re: Motive abpausen - legitim oder ein "no go"?

Beitrag von Midge »

An sich ist Deine Variante absolut legitim, weil Du Deine Motive ja freihand abzeichnest und erst dann auf Dein Papier abpaust. Es geht hier eigentlich nur um Motive, die Du direkt vom Original abpaust und so dann verwendest. Also ohne den nicht unerheblichen Zwischenschritt des freihändigen Abzeichnens.
karina
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Re: Motive abpausen - legitim oder ein "no go"?

Beitrag von karina »

Ich habe hier nicht alles durchgelesen nur da und dort. Meine Meinung: es kommt darauf an, was man erreichen möchte. Ich kann eigentlich ganz gut freihand zeichnen aber - wenn ich z.B. ein Portrait malen will, kommt es auf den Milimeter an. Eine verrutsche Linie und schon ist die Ähnlichkeit futsch. Daher pause ich die Ansatzpunkte der Augen, Nase, Mund ab und dann fällt die eigentliche Zeichnung viel leichter. Wenn es auf keine Ähnlichkeit ankommt (mein Hund, meine Katze) sondern irgendein Gesicht, eine Tierzeichnung, dann zeichne ich freihand. Das macht natürlich mehr Spaß aber Details abpausen empfinde ich als große Hilfe.
Und auch alte Meister haben abgepaust, nämlich per Rasterübertragung. Oder zählt diese Art nicht als abpausen?
Gruß Karina
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Midge
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Re: Motive abpausen - legitim oder ein "no go"?

Beitrag von Midge »

Doch, Du hast schon recht: auch alte Meister haben abgepaust. Aber die hatten keine Vorlagen aus dem Internet oder aus Büchern. :rollgrin: Die haben ihre eigenen Zeichnungen abgepaust und mit der Rastermethode Vergrößert. Das ist halt der Unterschied.

Wenn Du Deine eigenen Skizzen per Rastermethode auf Deinen Aquarellblock oder ähnliches übertragen willst, hast Du kein Problem. Es stammt ja letztlich alles von Dir selbst. Es geht letztlich nur darum, dass es delikat ist, von einem Foto abzupausen oder von einem Bild in einem Buch oder dergleichen. Denn hier stammt der Ursprung ja nicht von Dir persönlich.

Mag sein, dass auch viele zeitgenössische Künstler Fotos an die Wand projizieren und dann die Umrisse von z.B. Gesichtern auf ihre Leinwand "abpausen". Und das ist halt der Streitpunkt: ist das legitim oder eben nicht? Ist das dann noch eine handwerkliche Leistung oder ist es salopp gesagt "Beschiss"? :rollgrin:
Tanja
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Re: Motive abpausen - legitim oder ein "no go"?

Beitrag von Tanja »

Ich mache eine Weiterbildung an der Hochschule für Kunst in Bremen und da ist es je nach Kurs legitim zu kopieren.
Ich persönlich mache das nicht allerdings zeichne/male ich auch keine Fotos ab oder kopiere aus Büchern.
Ich finde das schränkt mich in meinem künstlerischen Ausdruck zu sehr ein, vom Copyright mal abgesehen. Allerdings zeichne ich aber schon seit über 5 Jahren fast jeden Tag.
Ich verurteile aber niemanden der kopiert, abpaust oder sonst wie seine Vorlage auf sein Blatt bekommt.
Wichtig ist nur zu zeichnen/malen, denn die Übung macht es nun mal.
LG Tanja :wave:
Shyfle
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Re: Motive abpausen - legitim oder ein "no go"?

Beitrag von Shyfle »

Also ich habe sicher nicht alles gelesen, aber denke mit dem Abpausen ist es wie mit Vorzeichnungen auf dem Blatt, wie mit Deckweiß/Titanweiß/etc., wie mit nachahmen, wie mit Abweichungen der Norm, wie mit Gendoping, wie mit Gut und Böse, wie mit allen anderen auf der Welt.

Jede/r setzt sich individuelle Grenzen, ab dennen sich für Sie/Ihn entscheidet ob etwas in Ordnung ist oder nicht.
"Das Mittel zum Zweck" ist egal worum es geht immer unglaublich umstritten und wird es auch immer bleiben, insofern das Mittel von jemanden als verwerflich angesehen wird.

Das Ganze ist aber nicht einfach mit jede/r sucht sich aus wo die Grenzen für Sie/Ihn liegen beiseite gelegt.

->Was für ein Trottel ist das denn, der zu Fuß geht, wenn es darauf ankommt schnell am Ziel anzukommen.
Ich nehme lieber mein Fahrrad (Abpausen), um schnell anzukommen.

<-Was für ein Trottel ist das denn, der das Rad nimmt, wenn es darauf ankommt schnell am Ziel anzukommen liege ich zu fuß doch wirklich gut in der Zeit und mir sind nicht so viele Dinge wie Ihm/Ihr entgangen, weil ich überall vorbeigerast bin (nicht Abpausen).

->Also wirklich, ich denke mir ist nicht weniger entgangen als dir. Hättest du das Rad genommen, hättest du noch Zeit gehabt die Stadt in Ruhe anzuschauen (Malerfahrung).

<-Ne, durch den Wald gehen ist viel entspanender (eigene Empfindung)

->Ich finde die Stadt viel aufregender (eigene Empfindung)

...


Ich finde alles legitim, insofern der/die es nicht als etwas anderes verkauft. Jeder Mensch gewichtet dieselben Werte komplett unterschiedlich und auch das fließt dann in´s Aquarell ein -nix dagegen :D

Und da wäre dann auch schon meine kleine Meinung, die wohl von vielen anders wahrgenommen wird als von mir, da ich selbst noch nicht einmal in der Lage wäre alle Errinnerungen, Erfahrungen, Beeinflussungen und Werte aufzuzählen, um meine Meinung genauer darzustellen.
Wo ich noch nicht einmal das kann, kann ich meine Gewichtung der Werte auch nicht bewerten, da es keinen Bewertungsmaßstab gibt, der dafür passend wäre.

-ich mache generell keine Vorzeichnungen
-male oft einfach aus dem Kopf
-male auch gerne etwas ab oder schaue nochmal wie etwas aussieht, wenn es mir nicht mehr wirklich im Kopf ist wenn ich male(Beispiel: Fischbild-> Da musste ich auch noch mal gucken wie Fischmäuler aussehen)

Gestern habe ich Wasser vom Bildschirm abgemalt.
Heute weiß ich schon eher wie ich es ohne Vorlage malen kann.
:-)


Niemand wird je in der Lage sein, einen anderen vollkommen zu verstehen.
Man muss damit klar kommen, dass andere andere Wertvorstellungen haben.
Der Punkt ab dem man nicht mehr damit klar kommen kann, dass ist der Punkt abdem Gewalt unumgänglich wird und ich finde man sollte seine Ohren immer so weit wie möglich öffnen, damit man einander immer besser versteht und Gewalt zu vermieden wird, die da beginnt wo sich jemand in irgendeiner Form minimal verletzt fühlt. :|


Ich finde auch Fotos schön und ihr auch, also muss da niemand so verklemmt sein oder doch ;)
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Midge
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Re: Motive abpausen - legitim oder ein "no go"?

Beitrag von Midge »

Wohl gesprochen und weise Worte für Dein Alter! :respekt2:
Shyfle
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Re: Motive abpausen - legitim oder ein "no go"?

Beitrag von Shyfle »

Vor einem Jahr musste ich mir darüber noch den Kopf zerbrechen ..

Leute im Umfeld>Ausbeutung/Tote durch Konsum erwähnenswert, aber sonst egal
Man muss erstmal dahinter kommen, warum man das nicht nur abscheulich finden soll, wenn man auf einmal nur noch Auftragsmörder sieht, die einfach nur "besitzgeil" sind.. :ill:

Ich hab zwar zuvor schon seit der 5. immer auf so etwas geachtet, aber von solchen "Besitzgeilen ohne Gewissen" wollte ich mich persöhnlich ganz klar absetzen..
Ein halbes Jahr hab ich dann auch tatsächlich auf Löchern in den Schuhen und sowas gepfiffen und kaufte nur noch Klamotten wenn ich nicht mehr genug für 2 Tage hintereinander hatte.
Ansich überhaupt kein Problem, denn man braucht kaum etwas bis auf gesundes Essen (meine Ausnahme), wobei ich dann auch gleich mal 3/4Jahr vegan gegessen habe.
Das war aber auch noch eine Sache die ich zu vertreten wusste.

Gescheitert bin ich letztendlich mit meiner Idee es alles anders zu machen nicht, weil mir im Winter kalt war, nicht weil ich von Klassenkameraden je groß genervt wurde, nicht weil irgentjemand den ich kannte mich nicht mehr wollte, sondern weil ich auf dauer damit einfach nicht gut fertig geworden bin wie die ganzen Leute die ich noch nie gesehen hatte mit mir umgegangen sind und nicht mehr so glücklich war. :|


Ich habe sehr viel dabei gelernt und habe einen besseren Weg gefunden etwas zu tun.
Ich weiss wie es ist, wenn einen Fremde meiden, dich laut als Dieb bezeichnen wenn du dich beeilst,.. und selbst wenn dann Dinge als Komplimete gemeint sind..ist das traurig machend..wenn man einer Dame in der Bahn hilft > Der ist eigentlich ja nett.. ,aber so das man schon in der Betonung liest was er davor mir dachte, obwohl ich ihn nicht kannte .. und alle gucken einen skeptisch/mies an :roll: :flüstern: ..Leerstelle in der Bahn bei mir, aber die Mutter die eben noch sitzen wollte will nicht mehr :( .. so dreckig unter der Haut..Dabei wollte ich doch die ganze Zeit nur gutes tun :blümchenschenken: und hab echt nichts getan außer zufällig da zu sein..


Seit her versuche ich andere davon zu überzeugen, dass es eben nicht so sein muss wie bei meinem ersten Versuch etwas zu tun, indem ich selbst zeige wie es gehen kann.
Ich lasse mich nicht mehr ganz außer Acht und beachte trotzdem was ich damit anrichte.
Wenn ich unglücklich bin kann das die Welt sicher nicht wirklich verändern.
Schließlich will niemand unglücklich werden. Deshalb ist mein neues Ziel Vorbild für andere zu sein. Verantwortung zu übernehmen gehört doch zum Erwachsensein dazu. Letzdens habe ich mir erst ein neues Smartphone bestellt, dass meines Achtens nach ein Schritt in die richtige Richtung ist: "Fairphone 2".

Ich will niemanden aufzwingen/damit nerven was ich dazu denke (nie gemacht), sondern einfach nur dasein und zeigen wie es geht. Und ich weiss das es funktioniert, auch wenn nicht bei allen -ich überzeuge wenigstens ein paar. Ich bin zwar kein Veganer mehr, aber Vegetarier möchte ich bleiben und das was ich über UTZ und solches weiss möchte ich auch nachwievor nicht außer Acht lassen, weil es einfacher wäre. Ich bin zufrieden mit meinem Lifestyle :freuen:

Die meisten Menschen reden einfach nur irgenteinen fantasieerfüllten Quark, wenn es darum geht weshalb Sie nichts tun und ich glaube Sie denken ohne mich über Sie zu stellen auch wirklich so.
Aber ich kann dazu nur sagen, dass schlagkräftigste Argumente einiger einfach Matsch sind. Oft sind Fairtrade Produkte nicht teuer. Das Preisleistungsverhältnis ist oft nicht schlechter. Die Qualität ist nicht schlecht. Man muss nicht Spezialläden für diese aufsuchen, denn die gibt es in jeden Supermarkt. Aber hinzukommt, dass einfach jeder/r nach einem Einkauf zufrieden sein möchte, und wenn man weiss das man etwas gutes tut. ... .. ..

Das ist schade, aber ich weiss das ich auch einer von ihnen bin, denn es gibt auch vieles worunter ich mir sicher etwas ganz anderes vorstelle. ;)
Ich weiss das viele solche Werte ganz anders gewichten und alles was ich tun muss ist zu zeigen wie wertvoll diese Werte für mich sind, damit andere sich überlegen ob die wirklich so wenig wert sind. :-)


..ich gehe zwar vieles brutal an, aber danach weiss ich Bescheid und das Beste bleibt :sonnenschein:
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