Die "Gefällt mir"-Falle

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Günter
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Die "Gefällt mir"-Falle

Beitrag von Günter »

Hallo liebe Foris.

Ich weiß nicht, ob Euch das Thema interessiert. Erst gestern habe ich einen alten Fotokollegen getroffen und wir haben, bei einem Glas Ahr-Spätburgunder, über alte Zeiten sinniert. Dabei kamen wir auch auf das Thema Internet-Foren bzw. Galerien zu sprechen, wo eigene Bilder von anderen beurteilt werden konnten. Ich sage z.B. nur: so etwas wie die Fotocommunity. Etwas später am Abend habe ich über diese (vergangenen) Zeiten nachgedacht und dabei kam mir die "Gefällt mir"-Falle in den Sinn. Aber was ist das?

Ich möchte es Euch an meinem fotografischen Werdegang erläutern. Ich fotografierte schon eine ganze Weile, entwickelte meine Filme und Fotos selbst und der Goldene Schnitt ging mir schon ohne großes Nachdenken einfach von der Hand. Irgendwann machte mich ein Fotokollege auf ein Portal im Internet aufmerksam. Dort konnte man seine Bilder posten und dann von anderen Usern bewerten lassen. Ich fand das interessant und erstellte einen Account. Zunächst mit der Absicht, von anderen u.U. zu lernen oder Anregungen zu erhalten. Das dies ein Trugschluss war, stellte sich erst später heraus. Aber der Reihe nach:

Meine Motive waren damals - ich würde sagen: etwas eigen. Sie waren sehr reduziert aber mit viel Liebe zum Detail. Ich postete einen kleinen Teil dieser Bilder. Die Anmerkungen ließen auf sich warten. War das zu speziell?
Ich schaute mich nach Bildern um, die relativ viele Anmerkungen bekommen hatten. Der erste Fehler! Es waren zumeist Bilder, die handwerklich nicht schlecht gemacht waren aber für mich persönlich eher zum Mainstream zuzuordnen waren. Ich nenne hier nur das Stichwort Sonnenuntergang etc.. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich das nötige Wissen und Rüstzeug für solche Motive aber ich fotografierte sie nie - sie waren mir einfach zu langweilig.

Die Wochen und Monate gingen ins Land und außer ein paar nichtssagenden Anmerkungen hatte ich kein Feedback auf meine Bilder. Jetzt wäre es ratsam gewesen, diese Community einfach zu verlassen. Zwei Mausklicks und die ganze Sache wäre erledigt gewesen. Ich wollte aber ergründen, weshalb meine Bilder so wenig Resonanz erzeugten. Also auf zu einem Fotowalk durch meine Heimatstadt, um eine Streetfotografie-Serie zu schießen. Es ist zwar nicht mein Spezialgebiet aber ich wollte mir sowieso auch etwas die Beine vertreten. Ihr habt bis hierher durchgehalten? Mein Respekt!

Ich bearbeite die Fotos vor dem Hochladen noch etwas. Die Anmerkungen kamen schon nach einer halben Stunde, wobei die meisten positiv waren. Aha, na also - geht doch! Man muss nur den richtigen Nerv treffen. Ich fotografierte zur dieser Zeit auch vermehrt Akte und als ich diese postete, gings erst so richtig los. Give the people what they want. So ging das eine ganze Weile so weiter und es entstand mit der Zeit auch eine gewisse "Fan-Gemeinde". Der liebe Günter postete immer das, was gefordert wurde und erntete zumeist Beifall. Da fühlt man sich gebauchpinselt.

Was ich aber mit zunehmender Dauer feststellte: Ich reagierte auf eher negative Kritik immer dünnhäutiger. Und das schlug immer auf meine Stimmung. Lange Rede - kurzer Sinn: Ich kam irgendwann an einen Punkt, wo ich mich fragte, was ich hier eigentlich veranstalte. Meine Motive wiederholten sich, ich war vollends im Mainstream angekommen. Dort hin, wo ich eigentlich nie hin wollte. Wo waren meine reduzierten Bilder mit Liebe zum Detail? Waren die neuen Bilder noch "meine" Bilder? Das ist eine Erkenntnis, die im ersten Moment schmerzt, einen aber auch erkennen lässt, das etwas gehörig schief läuft.

Diese Erkenntnis führte dann umgehend zu einer Löschung meines Accounts. Ich nahm meine zweiäugige Rolleiflex aus den 1950er Jahren und fotografierte wieder meine reduzierten Bilder. Wie immer mit Liebe zum Detail und hatte nicht das Bedürfnis sie zur Schau zu stellen, geschweigen denn kommentieren zu lassen. So ist es bis heute geblieben.

Warum erzählt der Günter Euch das alles? Mich interessiert, ob es Euch u.U. auch schon einmal so ergangen ist oder was Ihr über dieses Thema denkt. So, jetzt mach ich mir noch nen Kaffee und sinniere darüber, ob ich mir zu Mittag Bami Goreng, Spagetti oder ein Gordon Bleu machen soll.

Lieben Gruß von Günter
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Britta (So 26. Okt 2025, 12:32) • Norbert (So 26. Okt 2025, 13:50)
Ich bin für Anmerkungen, Kritik und Hinweisen bezüglich meiner Bilder offen.

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Ravenheart
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Re: Die "Gefällt mir"-Falle

Beitrag von Ravenheart »

Interessantes, aber schwieriges Thema!
Schwierig deshalb, weil es vmtl keine 2 Menschen gibt, die es GENAU gleich sehen - nicht zuletzt, weil jede(r) andere Prägungserfahrungen hat, aber auch, weil die Ansprüche fein abgestuft unterschiedlich sind.

Denke Dir jemanden, der zum Ziel hat, viel Anerkennung zu ernten und Bilder zu verkaufen.
Für den wäre Deine obige Erfahrung keine "Falle" gewesen, sondern geradezu eine Offenbarung!

Das ist das Extrem der andern Seite, die meisten liegen wohl irgendwo dazwischen.

Mir ging es als Jugendlicher wie Dir. Egal ob Musizieren oder Malen, die einzigen "Kritiker" die ich hatte, waren Eltern und Verwandte, und die fanden alles "gaaanz toll, meisterhaft, spitze".
Und ich glaubte das!
Erst viele Jahre später hatte ich genug Distanz und eigene Urteilsfähigkeit erlangt, um zu erkennen, wie stümperhaft das war, was ich da "abgeliefert" hatte.
Und das machte mich richtig sauer, denn mir wurde klar, wie sehr mich das in meiner Entwicklung gebremst hatte. Ich hatte Jahre verstreichen lassen, ohne an meinen Schwachpunkten zu arbeiten, ohne mich an Vorbildern zu orientieren, ohne voran zu kommen. Das war meine "Gefälltmir-Falle" - und ich saß voll drin.
Erst im Studium (Architektur), in dem auch freies Zeichnen gelehrt wurde, hatte ich plötzlich mit dem Prof. einen Kritiker, der mir unverblümt aufzeigte, was ich verbessern könnte.
Das war meine Offenbarung, und ich bin noch heute für jeden knallharten Verriss von damals dankbar!

Rabe
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Wir sind hier nicht auf dem Laufsteg, sondern in einer Selbsthilfegruppe!
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Re: Die "Gefällt mir"-Falle

Beitrag von Britta »

Kenne ich und fühle ich was Du geschrieben hast und setzte mich heute komplett darüber hinweg (das war mal ganz anders).
Ich male was mir gefällt und wie es mir gefällt. Meistens auch außerhalb des Mainstreams. Über das Handwerkliche in meinen Bildern kann sicher diskutiert werden, über Geschmack allerdings nicht.
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Ich bin für konstruktive Kritik offen, :waveabit:

Lieben Gruss Britta

"If an artist falls in love with you,
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Re: Die "Gefällt mir"-Falle

Beitrag von Norbert »

Liebe Britta, da bin ich voll und ganz bei Dir!
Ich bin zwar kein Lateiner, aber einen Spruch hab ich mir notiert:
"De gustibus non est disputandum"
zu deutsch:
"Über Geschmäcker ist nicht zu streiten."
In diesem Sinn, liebe Grüsse und einen schönen Sonntag
Norbert
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Britta (So 26. Okt 2025, 14:59) • Sirius (So 26. Okt 2025, 21:44)
Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut :huhu: (Pippi Langstrumpf / Astrid Lindgren )
Fotos, Aquarelle und mehr: http://fotos.mac-mue.de/index.php/malerei
Sirius
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Re: Die "Gefällt mir"-Falle

Beitrag von Sirius »

Hoi Günter und Rabe,
Ja wirklich ein komplexes Thena und ich denke jeder ist damit konfrontiert, auch hier im Forum. Ich selber fotografiere auch seit 35 Jahren und bin in einem Forum, und wie fast jeden, hat mich das „Like“ Syndrom betroffen und beschäftigt.
Auch ich habe die Nachbearbeitung etwas angepasst, und siehe da, die likes gingen hoch. Aber ich empfand es nicht als befriedigend, denn meine Fotos waren nicht mehr das, was ich „mir“ erhalten wollte, und ich hab mich nach ein paar Monaten entschlossen, wieder so zu Fotografieren und bearbeiten, wie es für mich stimmte, und nicht mehr auf die „likes“ zu achten. Nicht drauf zu achten ist zugegeben, heute noch schwierig, wenn ich ein Foto schiesse, welches ich als top empfinde und kaum was zurückkommt. Mein Eyeopener war, dass ich meine Fotos manchmal Freunden zeige und sie nicht führe, sondern ihre Meinungen zu Fotos abwartete, und feststellte, dass oft meine Favoriten nicht bei allen oben standen, sondern manchmal Fotos, welche ich überlegte zu löschen, da sie handwerklich nicht ok waren, oder mich nicht berührten.
Da stimme ich Rabe voll zu, jeder hat seinen eigenen Geschmack und erst das macht es eigentlich auch erst richtig interessant. Was aber auch dazu führt, Kritik falsch zu verstehen. Ich versuche diese mittlerweile, auf das zu reduzieren, resp. zu Filtern, was für mich wichtig daran ist, aber muss mich manchmal immer wieder etwas dazu zwingen, denn hinter jedem Bild stecken Emotionen. Dann warte ich meistens mit Antworten, bis ich es einordnen kann. Man kann aus der Kritik viel lernen, aber manchmal sind die Geschmäcker einfach anders, und es passt für mich nicht.
Gerade hier im Forum musste ich auch feststellen, wie unterschiedlich das sein kann.
Locker , detailliert, abstrakt…jeder malt anders, manche können mehreres.
Wenn man die Personen hinter der Kritik etwas kennen lernt, kann man diese auch besser einordnen und damit umgehen, was als Neuling nicht geht, und es eher zu Missverständnissen kommt.
Auch war für mich anfangs irgendwie ein Zwang da, auf ein Bild auch etwas zu schreiben, aber das ändere ich gerade etwas. Wenn mich etwas an einem Bild anspricht,ein erster Eindruck, etwas maltechnisches das mir auffällt, oder irgendetwas mich dazu bringt, mir ein Bild genauer anzusehen, dann ist etwas da, was mich anspricht, oder negativ auffällt. Dann Antworte ich auch , selbst wenn mir das Bild nicht wirklich gefällt oder nicht mein Stil ist. Wenn mich nichts berührt oder auffällt, dann fällt es mir schwer, es zu beurteilen und ich lasse es.
Aber ich finde es toll, dass man die Kritiken hier bekommt.

Und das will ich in dem Kontext hier auch gerade einschieben.
Rabe, danke dir für deine meist ausführlicheren Kritiken. Ich habe da auch einmal, eher dünnhäutig geantwortet (zu schnell😉), aber ich schätze diese sehr. Man muss anfangs einfach lernen zu filtern, aber deine Anregungen stimmen meist, und können jedem Helfen, wenn man damit umgehen lernt und lernen will. Also gerne weiter so👍
Aber auch danke allen anderen, die offen schreiben, was ihr empfindet, was euch gefällt oder nicht gefällt. Es regt zum nachdenken und überlegen an, und führt mich auch mal zum Punkt, der einem selber nicht gefällt an einem eigenen Bild, aber ich nicht wirklich selber finde, was es ist.

Gruss
Thilo
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Britta (So 26. Okt 2025, 15:02) • Ravenheart (So 26. Okt 2025, 17:49)
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Re: Die "Gefällt mir"-Falle

Beitrag von Kerstin »

Diese "Falle" gibt's nicht nur bei Bildern, sondern bei nahezu allem menschlichen Denken, Sein und Handeln.
Der Mensch ist ein Rudeltier, und wer zu sehr vom Rudelgeschmack abweicht, benötigt ein dickes Fell oder muss sich ein anderes Rudel suchen ─ sofern er sich die gewünschte Gefolgschaft nicht mittels Geld oder Macht kaufen kann.
"Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein." (Albert Einstein).

Zahlreiche Grüße
Kerstin
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Sirius (So 26. Okt 2025, 21:44)
Die gut gemalte Rübe ist besser als die schlecht gemalte Madonna.
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Re: Die "Gefällt mir"-Falle

Beitrag von Andorra »

Hallo!

Ich bin - außer hier - in keinem Forum oder bei SocialMedia aktiv. Nutze nur Insta, und das nur "passiv". Ein Grund ist das "Gefällt mir", mit sowas möchte ich mich nicht stressen.

Ich merke schon hier in diesem kleinen Kreis, das es sehr schwierig mit dem "Gefällt mir" ist (hier eher "Danke"). So wurde ich schon angeschrieben, warum ich kein "Danke" gebe. Und auch ich frage mich mittlerweile, nach welchem Prinzip ein "Danke " vergeben wird oder auch nicht. Ein dickes Fell ist auf jeden Fall hilfreich.
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Sirius (So 26. Okt 2025, 21:44)
Viele Grüße von Susanne :huhu2:
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Re: Die "Gefällt mir"-Falle

Beitrag von Midge »

Danke, Günter, für dieses interessante Thema.

Jeder, der seine selbst produzierten Werke auf welche Weise auch immer der Öffentlichkeit präsentiert, muss mit Rückmeldungen jeglicher Art (auch mit Nicht-Rückmeldungen) rechnen und leben können. Gerade wenn man aus der Schafherde heraussticht (ich benutze jetzt mal dieses Bild mit der Schafherde von Susanne :grinblue: ) muss man sich oft sehr kontroverse Bemerkungen anhören. Das muss man ab können. Gerade auch die negativen und teilweise sogar sehr harsch und wenig diplomatisch formulierten Kritiken können einem empfindlich an die Substanz gehen. Schon oft erlebt auf Kunsthandwerksmärkten, beim Outdoor-Malen in belebten Gegenden und natürlich auch im WWW. Ich persönlich gebe auf Bemerkungen von Personen, von denen ich im Prinzip weiß, dass sie keine Ahnung von der Sache haben, nichts mehr. Anders sieht es z.B. hier im Forum aus, weil ich weiß, dass hier Gleichgesinnte vor den Bildschirmen sitzen, die sich mit denselben Problemen beim Malen wie ich herumschlagen und die einfach durch ihre eigenen Erfahrungen wissen, wie man es besser machen könnte. Erscheint mir eine Kritik angemessen und ist mir so auch selbst an dem entsprechenden Werk aufgefallen, so nehme ich sie dankend an und versuche sie zu verinnerlichen (fürs nächste Bild).

Generell gestalte ich alles, was ich kreativ mache, so, dass es in erster Linie mir selbst gefällt. Wenn es auch anderen gefällt, ist das toll und schön und ich freue mich. Tut es das nicht, ist es eben nicht der Schaf-Mähinstream, sondern so speziell, dass es eben nur "schwarzen" Schafen gefällt. :lol plakat: Auch darüber freue ich mich, denn es gefällt dann diesen speziellen wenigen Leuten, die genauso ticken wie ich. Und schon hat man wieder ein Gesprächsthema. :grinblue:

Man kann nicht immer allen gefallen. Und ich finde es gefährlich, sich dieser "like" oder "no like" Bewertung in den sozialen Medien auszusetzen bzw. genau daraufhin sein Schaffen auszurichten. Man verliert sich selbst dabei, den Kontakt zum eigenen Ich, zu dem, warum man eine Sache mal gerne gemacht hat und die dann irgendwann abgedriftet ist zu etwas, was Andere in dieser Sache sehen wollen oder was Andere von einem selbst erwarten, das man ist. Ich bin auch auf Instagram unterwegs und poste hier und da mal Kreatives von mir. Ich freue mich über jeden Like, aber ich mache mich nicht zum Sklaven von Likes.
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Re: Die "Gefällt mir"-Falle

Beitrag von GoldSeven »

Spannendes Thema, Günther. Ich gehöre eher zu denen, die auf Social Media die Augen über den Algorithmus rollen, aber nicht versuchen, es allen recht zu machen. Ich zeichne seit meiner Kindheit das, was einfach raus will. Das war immer schon viel Fanart (zu bekanntem und unbekanntem, von Hannibal über Bayer Leverkusen bis zum Herrn der Ringe), was natürlich immer auch zu viel Zuspruch von anderen Fans geführt hat, aber genauso schnell haben diese Interessen bei mir auch immer gewechselt und ich habe einen Haufen Leute zurückgelassen, die immer noch mehr Elben wollten, stattdessen Mittelfeldspieler kriegten und sich darüber auch lautstark aufregten. :lol: Ein paarmal habe ich früher auch versucht, gezielt Dinge zu bedienen, und Sachen zu zeichnen, von denen ich glaubte, sie würden gut ankommen / sich verkaufen / sonst was, aber daran verlor ich dann wirklich ganz schnell das Interesse.

Wer nicht will, der hat halt schon. Und ja, man braucht dann einen erprobten und gesunden Umgang mit dem Desinteresse an der eigenen Kunst, an dem möglichst nichts vom Selbstwertgefühl hängen sollte…
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Re: Die "Gefällt mir"-Falle

Beitrag von Julchen »

Hallo Günter
Danke für den interessanten Bericht.
Ich glaube, dass jeder seinen persönlichen Weg gehen muss. Den einen führt es in das labyrinth der likes in den Social medias, den anderen , ich zum Beispiel, in die unendliche Flut anderer Werke von kreativen Menschen. Ich verlor mich in den Tiefen der grossartigen Bildern, Werken von anderen Künstlern, und entwertete meine Werke bis zum wegwerfen meiner Pinsel. „Wer braucht schon meine bilder? Da gibt es alles in hundertfach besserer Ausführung. „ So habe ich mal gedacht. Ich hatte nie das starke Selbstbewusstsein und zweifelte an jedem Zeichenstrich oder Pinselstrich. Irgendwann war aber der Drang zum malen wieder da,ich fing wieder zu malen an und ich malte das, was aus mir selber herauskam/ kommt. Ich freue mich, wenn es auch anderen gefällt, aber für mich ist es ein Kanal um inneres nach aussen zu lassen. Ab und zu schaue ich mal ein Tutorial der Technik wegen, bin dann aber gleich wieder bei mir selber. ausprobieren, lernen, üben …ja!.. unbedingt, aber immer in seinen eigenen Schuhen laufen .
Vielleicht muss man manchmal auf „Abwege“ kommen, um sein inneres Wesen anzutreffen und sich selber endlich zu begrüssen.
Schön dass du zu Deinen eigenen Werken zurückgefunden hast!!👍👍👍
Herzlichst
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Es isch wiäs isch...sälbscht wenn de Muni frisst en Fisch... (Julchen)

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